Allgemeine Infos zum Programm

Das Praktikaprogramm GLOBAL SOCIAL DIALOG fördert Studierende österreichischer Fachhochschulen darin, durch die Erfahrung eines Berufspraktikums in Afrika, Asien und Lateinamerika, begleitet durch intensive Vor- und Nachbereitung, ein differenziertes Bewusstsein über globale Ungleichheits- und Herrschaftsverhältnisse zu erlangen und sich globaler Verantwortung bewusst zu sein.

Was ist Global Social Dialog?

Global Social Dialog (vormals EZA-Praktikaprogramm) ist ein seit 2003 gewachsenes Programm, dass als engagiertes Pilotprojekt zunächst an der FH Campus Wien entstand, um Studierenden der Sozialen Arbeit Praktikumserfahrungen in Afrika, Asien und Lateinamerika zu ermöglichen. Heute vereinigt es das Interesse von neun Fachhochschulen (österreichweit) und schöpft aus deren Kooperation und intensiver Zusammenarbeit für das gemeinsame Ziel, Berufspraktika im Kontext internationale und transkulturelle Soziale Arbeit zu fördern.

Das GSD-Praktikaprogramm wird getragen durch ein Netzwerk aus diesen Fachhochschulen, dem Programmteam, beteiligten Einsatzorganisationen in Österreich und ihren Projektpartner*innen in Asien, Lateinamerika, Afrika. Programm-Träger ist das International Office der FH Campus Wien.

Worum geht es im Rahmen von Global Social Dialog – Praktika?

Global Social Dialog-Praktika sind durch folgende Lernziele geleitet:

  • Analysieren…von Zusammenhängen zwischen lokalen (Praktikumsstellen) und globalen sozialen Realitäten
  • Bewusst werden und reflektieren…persönlicher und professioneller Werthaltungen und Orientierungssysteme
  • Verstehen…dass derartige Orientierungssysteme politisch, wirtschaftlich, sozial und kulturell beeinflusst sind – um einen bewussten Umgang mit Herausforderungen der transkulturellen Sozialen Arbeit zu erlangen
  • Erarbeiten…von rassismuskritischen und dekolonialen Blickweisen, um sie in der professionellen Haltung zu integrieren
  • Erkennen und Benennen…von globalen sozialen Ungleichheitsstrukturen, um Ansatzpunkte zur Transformation zu erkennen
  • Fördern…des Bewusstseins einer Globalen Verantwortung (Global Citizenship)

Warum gibt es Global Social Dialog?

Grundlage des Programms ist die Vorstellung, dass wir alle Bürger*innen einer ungleichen, globalisierten Weltgesellschaft sind: Durch transnationale wirtschaftliche und politische Beziehungen, Migration, Tourismus, digitale Medien und „Entwicklungspolitik und Entwicklungszusammenarbeit“ leben wir heute mehr denn je verbunden und voneinander abhängig – doch immer im Kontext multidimensionaler Machtverhältnisse.

Die globale Gesellschaft ist durch Strukturen der Diskriminierung entlang sozialer Kategorien wie Herkunft, Geschlecht, Klasse, sexuelle Orientierung, Alter, Hautfarbe, Be_Hinderung etc. sowie durch historisch gewachsene Asymmetrien zwischen Globalem Norden und Süden geprägt. Insbesondere dann, wenn diese Schieflagen sich in globalen Ungleichheiten ausdrücken oder einen kolonialen Ursprung haben, bleiben sie in Lebenswelten des Globalen Nordens jedoch oft unsichtbar, oder werden verdeckt.

Vor diesem Hintergrund ist es das übergeordnete Anliegen von Global Social Dialog, durch globales Lernen das Bewusstsein für globale Schieflagen zu stärken, um ein Stück weit zur Transformation globaler Ungleichheitsverhältnisse und Friedensförderung beizutragen.

Was wollen wir durch GSD-Praktika erreichen?

Diesem Anliegen verpflichtet, richtet sich das GSD-Praktikaprogramm an Lernende, die an Fachhochschulen ihre Ausbildung als Sozialarbeiter*innen oder für Gesundheitsberufe absolvieren.
Denn: Diese Berufsgruppen (und unter ihnen vor allem Frauen) arbeiten an sozialen Brennpunkten genau jener globalen Ungleichverhältnisse – denn individuelle Lebenssituationen sind “Produkte” des (globalen) Gesellschaftssystems. Somit sind Sozialarbeiter*innen und Gesundheitsberufe in besonderem Maß mit den Auswirkungen und Herausforderungen globaler Ungleichverhältnisse konfrontiert.

Gleichzeitig verfügen sie über besonderes Wissen zu Interdependenz und Interaktion zwischen individuellem Mikrokosmos und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und damit über besonderes Potential, (globale) Ungleichheitsverhältnisse zu benennen und Transformation einzufordern bzw. mitzugestalten. In Hinblick darauf wird es zur Notwendigkeit, angehende Sozialarbeiter*innen und Gesundheitsberufe zu unterstützen, inter- und transkulturell zu lernen sowie ihre gesellschaftliche Position in einer globalen Weltgesellschaft erkennen und wahrnehmen zu können. Dabei ist davon auszugehen, dass dies vor allem durch Lernen mit Praxisbezug, also durch inter- und transkulturelle Begegnung in Dialog auf Augenhöhe und durch transdisziplinäres Lernen im Wechselspiel zwischen Theorie und Praxis, gefördert werden kann.

➢ Ziel auf Akteur*innenebene ist es also, Studierenden der Sozialen Arbeit und Gesundheitsberufe eine Praktikums-Erfahrung in Afrika, Asien und Lateinamerika zu ermöglichen, um Global Citizenship im Rahmen ihrer professionellen Rolle zu fördern.

Die Notwendigkeit, sich mit globaler sozialer Ungleichheit und Global Citizenship zu beschäftigen, steht sowohl im Diskurs um sogenannte „Entwicklunsgforschung“ als auch im Diskurs um Internationale Soziale Arbeit im Fokus.
Denn Internationale Soziale Arbeit definiert sich als Menschenrechtsprofession, die sich im Rahmen der Global Agenda for Social Work und des Social Development – Ansatzes zunehmend global orientiert und die Veränderung politischer und sozialer Strukturen anstrebt – zusätzlich zu, und ausgehend von, der Praxis Sozialer Arbeit auf der lokalen Ebene.

➢ Als Ziel auf Diskursebene gilt es somit, aus diesen unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen und Diskursen transdisziplinäres Wissen zu generieren, weiterzuentwickeln und öffentlich zugänglich zu machen – immer mit besonderem Augenmerk auf Geschlechtergleichstellung und „periphere“ Perspektiven.

Zusammengefasst: Global Social Dialog sichert die Rahmenbedingungen für eine qualitätsvolle Durchführung der Langzeit-Berufspraktika, die Studierende der Sozialen Arbeit und Gesundheitsberufe österreichischen Fachhochschulen in Afrika, Asien und Lateinamerika absolvieren. Durch transkulturelles und transdisziplinäres Lernen in diesem Rahmen soll ein Umgang mit Herausforderungen der Globalisierung gefunden werden, im Sinne einer positiven Haltung zu transkultureller Begegnung, der Wertschätzung diverser Wissens- und Wertesysteme und einem Bewusstsein für mitwirkende Machtverhältnisse. Damit sollen Kompetenzen angehender Sozialarbeiter*innen und Gesundheitsberufe als Global Citizens und Social Change Agents gefördert und ein Beitrag zur Transformation globaler Ungleichheitsverhältnisse und Friedensförderung geleistet werden – mit besonderem Augenmerk auf Geschlechtergleichstellung und „peripheren“ Perspektiven.